Co-Präsidentin
Ich bin Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie und arbeite seit 17 Jahren in eigener Praxis mit den Schwerpunkten Systemtherapie und Schematherapie. Wenn ich auf meine ersten Jahre als Psychiaterin zurückblicke, muss ich erkennen, dass ich bei Erhalt meines Facharztdiplomes so gut wie nichts über Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) wusste, daher bei der therapeutischen Begleitung von noch undiagnostizierten neurodivergenten Menschen ganz schön im Dunkeln tappte und mit den mir bekannten therapeutischen Interventionen einfach nicht weiter kam. Mein Wissen zu ASS durfte ich mir schliesslich nachträglich über zum Teil schmerzhafte Prozesse als Mitglied einer durch Neurodivergenz geprägten Familie und Verwandtschaft erwerben. Nach Jahren der massivsten Verwirrung, von aussen erlebten Verletzungen und innerlich zermürbenden Selbstvorwürfen gelang es unserer Familie durch kontinuierlich wachsende Kenntnis zu ASS immer mehr Klarheit und Durchsicht zu erhalten. Mit PDA fanden wir schlussendlich noch das letzte fehlende Puzzle-Teil, welches die Erkenntnis abrundete, traumatisierende Familien-Geschichten erklärbar und als verwirrend erlebtes Verhalten nachvollziehbar machte. Endlich bekam unser Familiensystem Wissen und Strategien an die Hand, welche unser intuitives Anbieten von Co-Regulation und die Überzeugung, dass jedes Verhalten Sinn macht, auch in der Theorie stützten. Wir durften so passende Wege finden, mit unseren verschiedenen Wahrnehmungen umzugehen und den Schutz unserer Bedürfnisse auch gegen aussen mit Vehemenz zu vertreten.
Die fehlende Schulung von ÄrztInnen und TherapeutInnen zu Autismus erachte ich heute als sehr bedenklich, weisen doch die Autismus-Spektrum-Störungen mindestens eine gleich hohe, wahrscheinlich noch eine höhere Prävalenz als die Schizophrenie auf. Kein Psychiater würde sich aber dazu bekennen, kaum etwas über schizophrene Erkrankungen zu wissen bzw. diese nicht zu behandeln.
Seit 3 Jahren habe ich daher das Angebot meiner Praxis auf die Diagnostik von Autismus-Spektrum-Störungen im Erwachsenenalter ausgeweitet. Ebenfalls begleite ich ASS/PDA-Betroffene und ihre Angehörigen im Sinne von Coaching bzw. von Therapie von Folge-Erkrankungen. Des Weiteren führe ich psychiatrische Konsilien im Rahmen von durch die Invalidenversicherung (IV) angeordneten Arbeitsintegrations-Massnahmen durch – dies auch mit einem speziellen Fokus auf Neurodiversität. Ein grosses Anliegen ist mir auch, meine Fachkollegen im Rahmen von Qualitätszirkeln und Vorträgen über die verschiedenen Facetten und Funktionsniveaus von ASS aufzuklären
Neben Beruf und Familie suche ich Erholung beim Joggen und Tanzen in ganz verschiedenen Stilrichtungen. Im christlichen Glauben finde ich Hoffnung, Akzeptanz und den Zuspruch, unsere Einzigartigkeit und Diversität als Gottes Plan erleben zu dürfen. Allen Eltern von PDA-Kindern möchte ich Mut zusprechen. Haltet durch! Alles was Ihr für Eure PDA-Lieblinge tut, investiert und kämpft, lohnt sich so sehr und wird von ihnen ganz genau wahrgenommen. Kämpft gegen die Systeme und entlastet Eure Kinder, wo Ihr nur könnt! Ihr seid die Helden Eurer Kinder und sie werden es Euch verdanken, sobald ihr Nervensystem soweit entlastet ist, dass es Ihnen die Möglichkeit dazu lässt.